Alternative Antriebe oder Einfach nur Strom…?

Ausgangssituation

Seit Beginn der Industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Mensch begonnen, die Erdatmosphäre durch Verbrennen fossiler Energieträger (Kohle, Benzin, Diesel, Flugbenzin und Ergas) massiv zu verändern. Das dabei entstehende Kohlendioxyd agiert als entscheidendes Zünglein an der Waage (Spurengas).

Viele Vorgänge in der Natur benötigen aus menschlicher Sicht lange Zeiträume. Der Mensch erscheint in diesem Verhältnis eher als Eintagsfliege. Das schließt das laufende anfangs unbewußte Großexperiment an unserer Atmosphäre ein. Der Bremsweg wird mehrere Generationen umfassen.

Die fossilen Energieträger werden in einigen Jahrzehnten erschöpft sein. Spätestens dann sollte(n) eine oder mehrere ergänzende Nachfolgetechnik(en) massentauglich verfügbar sein. Unsere aktuelle Stromversorgung basiert auf einem Mix aus Atomkraftwerken, Kohlekraftwerken, Gaskraftwerken und alternativen Energien wie Wind, Solar, Biomasse und Wasserkraft. Strom ist also nicht gleich Strom. Elektrischem Strom kann man seine Herkunft nicht ansehen. Er kommt nur scheinbar aus der Steckdose; vergleichbar der Milch aus demSupermarkt.

Scheinbare Energiequelle Strom

Die industrielle Revolution wurde angetrieben von den grundlegenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen im 19. Jahrhundert. Der Elektromotor als Antriebstechnik ist Teil dieser Entwicklungen. Mitgewirkt haben verschiedene aufeinander aufbauende Erfinder und Entdecker, sodaß es nicht einen einzigen klaren Entwickler gibt.

Nach der Dampfmaschine verbreitete sich der Elektromotor mit der folgenden allgemeinen Elektrifizierung weltweit. Öffentliche Pferdebahnen wurden durch elektrische Straßenbahnen ersetzt. Der Elektromotor ist also nicht neu.

Der Verbrennungsmotor war erst nach der Entwicklung des Elektromotors einsatzfähig, weil dieser in der Funktionsweise komplexer ist. Er war somit quasi ein “Spätzünder”.

Echte Alternativen

Mit Windkraftanlagen, Solarzellen, Biogasanlagen und Wasserkraftwerken sind erste nachhaltige bzw. nachwachsende Energiequellen grundsätzlich massentauglich verfügbar. Dabei befinden sich weitere Ansätze im Labormaßstab in der Entwicklung. Hier ist also das letzte Wort noch überhaupt nicht gesprochen. Erneuerbare Energien befinden sich eher am Anfang ihrer Entwicklung.

Neben Strom steht aktuell die Wasserstofftechnik als langfristig vielversprechenderere alternative Energiespeicher-, –transportund -antriebstechnik eher im Hintergrund zur Diskussion. Wasserstoff muß heute durch Elektrolyse (Aufspaltung von Wasser in Wasser- und Sauerstoff durch Strom) energieaufwendig gewonnen werden. Hier ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten, um im Masseneinsatz rentabel und praktikabel zu sein.

Je nach Herkunft des dafür verwendeten Stroms unterscheidet man vor allem grauen (fossile Energieträger) und grünen Wasserstoff (nachhaltige Energiequellen). Daneben gibt es noch Zwischenformen.

Die aktuelle (neue) Elektrifizierungswelle ist eigentlich ein alter Hut aus Zeiten vor Erfindung des Verbrennungsmotors nur in neuen Dimensionen. Hier sollte man behutsam und vor allem aufmerksam vorgehen, um nicht in eine von vornherein unausgereifte Technik zu investieren. Vielleicht ist es doch das falsche Pferd, auf das man hier zu früh setzt.

Stromverteilungund -speicherung als Schneckenpost

Jeder kennt das: Akkubetriebene Haushaltsgeräte brauchen mitunter eine halbe Ewigkeit, um geladen zu werden. Auftanken über Nacht ist dann schnell die naheliegendste Lösung. Nur was ist, wenn dieses Gerät das eigene Auto ist? Braucht jeder Parkplatz in naher Zukunft eine eigene Steckdose? Benzin tanken ist dagegen in einer Viertelstunde komplett erledigt.

Daran erkennt man, wieviel Entwicklungsarbeit noch zu leisten ist.Schnellladestationen können schon deutlich mehr. Bis Ladezeiten wie beim klassischen Tanken erreicht sind, werden jedoch trotzdem noch einige Jahre ins Land gehen.

Einfamilienhäuserkönnen durchaus mit einer Ladestation beispielsweise in der heimischen Garage ausgestattet werden, solange nur wenige Fahrzeuge über Nacht geladen werden müssen. Beim Geschosswohnungsbau bzw. Hochhäusern hört diese Praktikabilität dann jedoch gleich wieder auf, weil dann auf den Elektroleitungen quasi “Schichtverkehr”ist. Ein Zusammenbruch des Stromnetzes muß vermieden werden. Lastverteiler oder quasi “Stromampeln” sind unverzichtbar und bedeuten zusätzliche Kosten in der Anschaffung und Unterhaltung.

Jede einzelne Ladestation benötigt heute einen Starkstromanschluß, vergleichbar dem heimischen Elekroherd (Drehstrom). Das ist also keine Kleinigkeit, wie beispielsweise ein Radio an die Steckdose anzuschließen.

Wenn der Wegfall fossiler Energieträger die klassische Tankstelle auf den ersten Blick über kurz oder lang überflüssig macht, steht damit doch eine ergänzende Infrastruktur (Abrechnung, Wartung, Serviceetc.) zur Verfügung, die weitergenutzt werden sollte. Ausgewählte reine Elektrotankstellen könnten hier technische Probleme im Zusammenspiel mit feuergefährlichen fossilen Energieträgern aushebeln. Schnelladesäulen der Zukunft rentieren sich in einem solchen Umfeld auch eher, als reihenweise Ladesäulen aufParkplätzen. Kurzfristige aktuelle Investitionen dieser Art im privaten Umfeld bedeuten nur Profit für die Hersteller.

Fazit

Die Fahrzeug-Hersteller sind in der aktuellen Situation in der Pflicht, die notwendige flächendeckende Infrastruktur für den Betrieb der Fahrzeuge zu schaffen, z.B.in Zusammenarbeit mit den Tankstellenbetreibern. Das ist die rentabelste und am ehesten umsetzbare Lösung. Eine schlüssige Gesamtlösung ist jedoch weiterhin gemeinsam gefragt. Punktuelle Pilotprojekte (Ladesäulen) in den Stadtteilen können nur als Schuhlöffel dienen, sollten aber auch von interessierten Mitbürgern genutzt werden, um gemeinsam Erfahrungen zu sammeln.