Die scheinbare Wahl

Aktuell läuft die bisherige Kabelanschlußlösung komplett aus. Technisch kann alles jedoch unverändert weiterlaufen. Hier gilt: Hintergrundwissen ist Macht.

Technisch kommt das Fernsehsignal heute auf vielen verschiedenen Wegen vom Fernsehsender (Quelle, Sender) letztlich in die Wohnung oder ins Haus (Ziel, Empfänger). Es wird dabei oftmals “umgetopft”. Ein Umstiegspunkt ist meist der Satellit.

Ganz zu Beginn der Fernsehgeschichte gab es ausschließlich den direkten eigenen (Zimmer-)Antennenempfang. Das Signal wurde über die Atmosphäre übertragen. Diese Zuwegung zum Fernsehgerät wurde in den 1980er-Jahren ergänzt durch Kabelanschlüsse und Satellitenfernsehen. Dabei wechselt das Signal meist unterwegs “die Pferde”.

Meist wird das Fernsehsignal vom Sender neben der bisherigen terrestrischen (Atmosphäre) Übertragung direkt auf den Satelliten abgestrahlt. Dieser reicht das Signal zurück auf die Erde ins jeweilige Empfangsgebiet; vergleichbar einem Scheinwerfer.

Dort wird es entweder von der eigenen Satellitenschüssel aufgefangen und über eigene Antennenkabel separat zu jedem eigenen einzelnen Empfangsgerät exklusiv geleitet (DVB-S).

Beim alternativen Kabelfernsehen wird das Satellitensignal von einer Kopfstation (Sammelempfang) unterirdisch zu den Häusern geleitet, um dort in den Wänden in die Wohnräume weiterzukriechen; alles via Antennen(coax)kabel (DVB-C).

Jeder Empfangsweg ist mit einem eigenen Empfangsformat (Verpackung) verbunden: DVB-T terrestrisch, DVB-S Satellit und DVB-C Cabel. Wechsel des Transportsignalweges (“Wechsel der Pferde”) machen eine Umwandlung des Signalformates notwendig. Nachgestellte Ziffern signalisieren ein Update beim Format; z.B. DVB-S ist abgelöst von DVB-S2.

In den letzten 20 Jahren kam basierend auf dem immer leistungsfähiger gewordenen Internet die Übertragungsart IP-TV hinzu. Statt über das klassische Antennen(coax)kabel das Fernsehsignal in den Fernseher zu liefern, kommt dieses über die Telefondose ins Haus. Schleichend haben sich im Hintergrund der heimische Fernseher als auch das Telefonnetz in ein großes weltweites gemeinsames Computernetzwerk verwandelt. Der Fernseher kann heute weit mehr als nur das laufende Fernsehprogramm wiedergeben (SmartTV). Er ist selbst ein Computer geworden. Alles spricht heute nur noch die digitale Sprache der Nullen und Einsen; mit allen dazugehörigen Risiken und Nebenwirkungen.

Häufig werden ausländische internetbasierte Fernsehangebote (z.B. die Mediatheken) über das Geoblocking unerreichbar gemacht. Das kann auch umgedreht für Deutsche im Ausland gelten. Es werden also neue Mauern errichtet. Begründet wird dies mit dem länderbezogenen Urheberrechtsschutz der Inhalte. Gleichzeitig wird auf Basis von VPN-Lösungen (Prinzip Unterseeboot) gebührenpflichtig Abhilfe angeboten. Ist dies nicht schizophren?

In dieser Situation hat nun der Gesetzgeber entschieden, die bisherige Zwangslösung “Kabelanschluß in der monatlichen Miete enthalten” abzuschaffen. Was bisher lange Zeit mit Abstand das beste Signal geliefert hat, ist heute nicht mehr die einzige hochwertige Lösung. Es stehen immer mehr Alternativen zur Auswahl.

Nur wie so oft im Leben, hat alles seine guten und seine schlechten Seiten. Auch wenn die Alternativen über das Internet schon jeweils ihren ganz speziellen Reiz haben, kann man nur von der Antennendose aus direkt ohne Einschränkung aufnehmen. Der Videorecorder ist mit dem Computer verschmolzen. Ergänzend gibt es Internet-Aufnahme-Tools.

Ein klassischer Fernsehkunde hat in Wolfsburg nur die Möglichkeit beim Kabelfernsehanbieter Vodafone, bisher Kabel Deutschland zu bleiben. Das wird andernorts wahrscheinlich entsprechend sein. Diese Technik ist ein alter Hut, aber kein schlechter.

PS: Wer die eigene DVB-C-Verkabelung im Hause anderweitig füttern will, könnte grundsätzlich daran denken, diese mit einer eigenen Satelliten-Empfangsanlage zu koppeln. Dessen Signal muß nur von DVB-S auf DVB-C im Keller “umgetopft” werden. Nachrechnen hilft…!